Ihr werdet es gleich merken, der Schreibstil wird ein anderer sein, und die Ausführungen eventuell ein wenig technischer, denn diesmal schreibt nicht meine Göttergattin, sonder ich, ihr Lieblingsmann, Chris.
Lange haben wir gesucht und nichts gefunden. Entweder der Tisch entsprach nicht unseren Wünschen, war mit Abstand zu teuer oder die Abmessungen passten einfach nicht... Also ab in die Werkstatt! Diesmal um einen Esstisch nach unseren Wünschen und der Wohnung angepasst zu bauen.
Die Planung ging recht einfach - 120 cm lang, 80 cm breit, 4 Beine, wie ein Tisch halt aussehen soll! Dann aber kamen die ersten Denksportaufgaben. Die Tischplatte soll aus Eiche sein, die Beine nach Möglichkeit nicht aus Metall, passt nicht zum Stil unserer Einrichtung! Also werden auch die Beine aus Holz, doch sie sollen massiv wirken und robust sein. Somit fällt Weichholz schonmal aus, fertig wird es sie dann auch nicht geben und wacklig soll der Tisch auch nicht werden.
Aber wie bei allem, was man baut, es gibt immer eine Lösung!
Material habe ich für den Tisch nicht wirklich viel benötigt...
Die Tischplatte gab es zum Glück in den passenden Abmessungen im Baumarkt des Vertrauens um die Ecke, doch für die Beine und die Zarge mussten die Einzelteile noch zurechtgesägt, und weiterverarbeitet werden.
Aber mal von Anfang - mit meinem Hauptproblem, den Beinen und der Mission: "Nicht wackeln!"
Für die Beine habe ich mich für Buchenholz entschieden - ja ich weiß, Buche und Eiche passen gar nicht zusammen, aber da von Anfang an geplant war, die Beine weiß zu streichen interessiert das nicht!
Jedes einzelne Bein ist aus 6 Einzelteilen gefertigt, verleimt und im Fuß mit einer Nivellierschraube versehen, was bei unserem Boden wirklich von Nöten ist, sonst müssten wir schon fast Bücher unterlegen!
Zudem habe ich eine Zarge gefertigt, die später die Beine miteinander verbindet und an der anschließend die Tischplatte befestigt wird. Warum? Ganz einfach... Zum Einen gibt sie dem Tisch zusätzliche Verwindungsstabilität und verhindert zudem das Wackeln der Beine. Zum Anderen kann ich so jederzeit die Zarge gegen eine größere oder veränderte Zarge austauschen, um eine größere Tischplatte aufzulegen, oder Ansteckplatten zu befestigen, ohne die Beine neu fertigen zu müssen.
Um die Beine jedoch optisch ansprechend mit der Zarge zu verbinden ist diese in die Beine eingelassen und verschraubt. Somit schmiegt sich die Zarge schön in die Beine, und sie ist herausnehmbar, warum habe ich ja bereits erklärt.
Damit die Beine beim flächigen Verleimen besser halten habe ich sie zusätzlich vorgebohrt und mit Holzdübeln versehen. Dies gibt Stabilität und verhindert Verrutschen beim Leimvorgang. Außerdem braucht man bei der Anwendung von Holzdübeln keine teure Dübelfräse, wie für Flachdübel, sondern nur einen scharfen Holzbohrer. Zudem habe ich die Beine vor dem Zusammenleimen mit den Ausschnitten für die Zarge versehen, alle nötigen Anpassungen vorgenommen und die Einschraubmuttern eingesetzt. In diesem Stadium ist das wesentlich einfacher, als nach dem Leimvorgang!
Nachdem alles passte, die Dübel gesetzt waren, die Ausschnitte gesägt und geschliffen und die Muttern eingeschraubt, ging es an den Leimvorgang. Hier habe ich immer nur 2 Teile gleichzeitig verleimt, mit Hilfe von Winkeln und Zwingen, und dann vollständig aushärten lassen. Waren 2 Beinhälften fertig wurden diese wiederum miteinander verleimt und zudem oben und unten eine Verstärkung in die Beine Eingelassen, wobei die untere Verstärkung eine Einschlagmutter erhielt, um später die Nivellierschraube aufzunehmen.
Vor dem Streichen habe ich dann mit Hilfe eines Bandschleifers und eines Schwingschleifers die Übergänge der verleimten Teile plan geschliffen und dann das Holz mit einem Lappen befeuchtet. Das Befeuchten hat den Vorteil, dass sich die Faserenden des Holzen aufstellen. Wenn man dann noch einmal schleift wird das Ergebnis wesentlich glatter!
Ein paar Tips an dieser Stelle!
Immer darauf achten, dass die Einschraubmuttern vor dem Verleimen eingedreht werden, wirklich gerade im Loch sitzen und passgenau gearbeitet wurde, besonders mit den Gegenlöchern. Ansonsten erschwert man sich den Zusammenbau unnötig.
Die Ausschnitte der Beine, wenn man diese Lackieren möchte, sollten etwas breiter als das Holz der Zarge sein, sonst passen sie nicht ohne Gewalt. Aber auch nicht zu breit!
Und... ganz wichtig markiert die Einzelteile der Beine mit einem Dreieck (siehe Bild) und Nummern, damit später alles wieder so passt und zusammengesetzt wird, wie geplant!
Arbeitet beim Verleimen mit rechtwinkligen Anschlägen, oder rechtwinkligen Hilfsmitten, damit sich nichts verziehen oder verdrehen kann und später alles ineinander passt!
Dann endlich konnten die Beine und die Zarge weiß gestrichen werden, doppelt. Jetzt lag das Ziel, ein fertiger Esstisch ein greifbarer Nähe. Nur doch die Beine mit der Zarge und dann die Zarge mit der Tischplatte (auch hier habe ich Einschraubmuttern genutzt) verschrauben. In genau diesem Moment habe ich mir gewünscht, die Beine wären noch etwas breiter, denn das Hineindrehen der Schrauben war eine echte Fummelarbeit.
Aber das Ergebnis kann sich sehen lassen, denn nachdem ich auch die Tischplatte befeuchtet, geschliffen und anschließend doppelt gewachst habe, kann dem Tisch nichts mehr etwas anhaben.
Und ein wenig stolz bin ich auch!
Dann nur noch 4 Stühle dazu, zum Glück gab es passende bei einem großen schwedischen Möbelhaus, und fertig. Ab jetzt wird am Tisch gegessen!
Chris